„Merkt euch: In Deutschland ist Judenhass nicht erlaubt! Juden sind bei uns okay!“ In der Theaterszene werden zwei jungen Geflüchteten die Regeln eingebläut, sie nicken eifrig. Antisemitismus ist hierzulande wohl ein rotes Tuch. Was das ist, und was man wirklich dagegen tun kann – da scheint sich die Gesellschaft hier auch nicht so sicher zu sein…
„Damals wie heute?“ heißt das Theaterstück, das 2021 im Rahmen des Projekts „ReMember“ entstanden ist und am 29. September in der Aula des BSZ I seine Premiere feierte. Über den Sommer hatten die 11 Schülerinnen und Schüler viel Freizeit geopfert, um so weit zu kommen. Zusammen mit einem Team von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Berliner Initiative MIND prevention haben sich in Workshops, Gedenkstättenbesuchen und gemeinsamen Wochenenden mit ihrer eigenen und unserer gemeinsamen Geschichte beschäftigt. Die Inszenierung zeigt, welche Reise sie zurückgelegt haben, und fordern uns jetzt kritisch-provokant zum Streitgespräch auf: Wie wirkt das, was im Nationalsozialismus geschehen ist, heute noch weiter? Und wie ehrlich sind wir uns als Gesellschaft in der Auseinandersetzung damit?
75 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen des BSZ I und der FOSBOS, Lehrkräfte und Schulleitungen verfolgten die ca. halbstündige Darbietung gespannt und werden teilweise mitten ins Geschehen geworfen. So wie in einer wiederkehrenden Szene, die in der NS-Zeit spielt, in der eine Mutter und ihr Kind Deckung hinter dem Publikum vor einem Verfolger suchen. Die Szene wirft Fragen über Zivilcourage damals und heute auf: Wer schaut hin, wer mischt sich ein – und wer bleibt unbeteiligt und tut nichts, obwohl sich das Leid direkt vor den eigenen Augen abspielt? Besonders eindrücklich ist das Stück auch deswegen, weil die Schauspielerinnen und Schauspieler darin eigene Erfahrungen aufgreifen und verarbeiten. Alle sind schon irgendwie mit Ausgrenzung und Diskriminierung in Berührung gekommen, gerade die Geflüchteten in der Projektgruppe haben Gewalt und Verfolgung hautnah erlebt. „ReMember“ und das Theaterstück geben ihnen eine Möglichkeit, sich zu empowern, aber auch die eigenen Vorurteile zu überwinden, die wir alle mit uns herumtragen.
Im Anschluss an die Aufführung öffneten die 11 Darstellerinnen und Darsteller den Raum zum Gespräch über das Stück, ihre Motivationen, Geschichten, und Lernprozesse. Die Fragen aus dem Publikum zeigen, dass sie die Aufführung und etwas bei ihnen ausgelöst hat. Das ZDF war mit einem Kamerateam vor Ort, was ein Zeichen dafür ist, welche wichtige Arbeit die Jugendlichen leisten – am 1.10. lief ein Bericht über die Aufführung im ZDF „Mittagsmagazin“, der in der Mediathek zu sehen ist.
https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-mittagsmagazin/antisemitismus-projekt-deutschland-theater-100.html
Mit einer Tournee in Bayern und nächstes Jahr in ganz Deutschland wirken die ReMember-Teilnehmenden weiter auf diese Weise als Botschafterinnen und Botschafter. Mina Ahmadi aus dem Projekt sagt, was sie vermitteln will: „Wir müssen die Stimmen der anderen sein! Jeder von uns soll die Wahrheit wissen und immer gegen Hass, Diskriminierung und falsche Theorien kämpfen“.
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