In der 13. Klasse setzten sich die SchülerInnen mit Friedrich Schillers 1782 uraufgeführten Drama “Die Räuber” auseinander. An Aktualität hat das Stück kaum etwas eingebüßt. Aufbegehren und Rebellion, Vater-Sohn-Konflikt und Bruderstreit sind nach wie vor Themen, die auch heutige Generationen in ihren Bann ziehen. Anders schaut es da mit der Sprache aus, die bisweilen Befremdung hervorruft. Aber das heißt nicht, dass man im Deutschunterricht nicht kreativ mit der Sprache umgehen könnte. Im Folgenden lesen Sie den Beginn der ersten Szene im Original. Im Anschluss haben Anja Ott und Leon Schönfeld, F13ST_S die Szene in moderne Sprache frei übersetzt.

von Ralf Krinner

ORIGINAL SCHILLER: Dritter Akt: Erste Szene

Amalia im Garten, spielt auf der Laute

AMALIA. Schön wie Engel, voll Walhallas Wonne, Schön vor allen Jünglingen war er, Himmlisch mild sein Blick, wie Maien Sonne, Rückgestrahlt vom blauen Spiegel-Meer. Sein Umarmen – wütendes Entzücken! – Mächtig feurig klopfte Herz an Herz, Mund und Ohr gefesselt – Nacht vor unseren Blicken – Und der Geist wirbelt himmelwärts. Seine Küsse – paradiesisch Fühlen! – Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie Harfentöne ineinanderspielen Zu der himmelvollen Harmonie, stürzten, flogen, rasten Geist und Geist zusammen, Lippen, Wangen brannten, zitterten, –Seele rann in Seele – Ed und Himmel schwammen Wie zerronnen, um die Liebenden. Er ist hin – vergebens ach! Vergebens Stöhnet ihm der bange Seufzer nach. Er ist hin – und alle Lust des Lebens. Wimmert hon in ein verlorenes Ach! –

Franz tritt auf

FRANZ. Schon wieder hier, eigensinnige Schwärmerin? Du hast dich vom frohen Mahle hinweggestohlen und den Gästen die Freude verdorben.
AMALIA. Schade für diese unschuldigen Freuden! Das Totenlied muss noch in deinen Ohren murmeln, das deinem Vater zu Grabe hallte –
FRANZ. Willst du ewig klagen? Lass die Toten schlafen und mache die Lebendigen glücklich! Ich komme
AMALIA. Und wann gehst du wieder?
FRANZ. O weh! Kein so finsteres, stolzes Gesicht! Du betrübst mich, Amalia. Ich komme, dir zu sagen –
AMALIA. Ich muss wohl hören, Franz von Moor, ist ja gnädiger Herr geworden.
FRANZ. Ja, recht, das war´s, worüber ich dich vernehmen wollte –  Maximilian ist schlafen gegangen in der Väter Gruft. Ich bin Herr. Aber ich möchte es vollends ganz sein, Amalia – du weißt, was du unserem Hause warst, du wardst gehalten wie Moors Tochter, selbst den Tod überlebte seine Liebe zu dir, das wirst du wohl niemals vergessen? –
AMALIA. Niemals, niemals. Wer das auch so leichtsinnig beim frohen Mahle hinwegzechen könnte!
FRANZ. Die Liebe meines Vaters musst du in seinen Söhnen belohnen und Karl ist tot – staunst du? Schwindelt dir? Ja, wahrhaftig, der Gedanke ist auch si schmeichelnd erhaben, dass er selbst den Stolz eines Weibes betäubt. Franz tritt die Hoffnungen der edelsten Fräuleins mit Füßen, Franz kommt und bietet einer armen, ohne ihn hülflosen Waise sein Herz, seine Hand und mit ihr all sein Gold an und all seine Schlösser und Wälder. – Franz, der Beneidete, der Gefürchtete erklärt sich freiwillig für Amalias Sklaven –
AMALIA. Warum spaltet der Blitz die ruchlose Zunge nicht, die das Frevelwort ausspricht! Du hast meinen Geliebten ermordet und Amalia soll dich Gemahl nennen! Du –
FRANZ. Nicht so ungestüm, allergnädigste Prinzessin! – Freilich krümmt Franz sich nicht wie ein girrender Seladon vor dir – freilich krümmt sich Franz nicht wie ein girrender Seladon vor dir – freilich hat er nichts gelernt, gleich dem schmachtenden Schäfer Arkadiens, der Echo der Grotten und Felsen seine Liebesklagen entgegenzujammern – Franz spricht und wenn man nicht antwortet, so wird er – befehlen.
AMALIA. Wurm du, befehlen? Mir befehlen? – Und wenn man den Befehl mit Hohnlachen zurückschickt?
FRANZ. Das wirst du nicht. Noch weiß ich Mittel, die den Stolz eines einbildischen Starrkopfs so hübsch niederbeugen können – Kloster und Mauern!
AMALIA. Bravo! Herrlich! Und in Klostern und Mauern mit deinem Basiliskenblick auf ewig verschont und Muße genug, an Karln zu denken, zu hangen. Willkommen mit deinem Kloster! Auf, auf mit deinen Mauren!
FRANZ. Haha! Ist es das? – Gib Acht! Itzt hast du mich die Kunst gelehrt, wie ich dich quälen soll – diese ewige Grille  von Karl soll dir mein Anblick gleich einer feuerhaarigen Furie aus dem Kopfe geißeln, das Schreckbild Franz soll hinter dem Bild deines Lieblings im Hinterhalt lauern, gleich dem verzauberten Hund, der auf unterirdischen Goldkästen liegt – an den Haaren will ich dich in die Kapelle schleifen, den Degen in der Hand, dir den ehelichen Schwur aus der Seele pressen, dein jungfräuliches Bette mit Sturm ersteigen und deine stolze Scham mit noch größerem Stolze besiegen.
AMALIA (gibt ihm eine Maulschelle). Nimm erst das zur Aussteuer hin!
FRANZ (aufgebracht). Ha! Wie das zehnfach und wieder zehnfach geahndet werden soll! – Nicht meine Gemahlin – die Ehre sollst du nicht haben – meine Maitresse sollst du werden, dass die ehrlichen Bauernweiber mit Fingern auf dich deuten, wenn du es nur wagst und über die Gasse gehst. Knirsche nur mit den Zähnen – speie Feuer und Mord aus den Augen – mich ergötzt der Grimm eines Weibes, macht dich nur schöner, begehrenswerter. Komm – dieses Sträuben wird meinen Triumph zieren und mir die Wollust in erzwungenen Umarmungen würzen – Komm mit in meine Kammer – ich glühe vor Sehnsucht – itzt gleich sollst du mit mir gehen. (Will sie fortreißen)
AMALIA (fällt ihn um den Hals). Verzeih mir, Franz! (Wie er sie umarmen will, reißt sie ihm den Degen von der Seite und tritt hastig zurück.) Siehst du Bösewicht, was ich jetzt aus dir machen kann? – Ich bin ein Weib – aber ein rasendes Weib – wag es einmal, mit unzüchtigem Griff meinen Leib zu betasten – dieser Strahl soll deine geile Brust mitten durchrennen, und der Geist meines Oheims wird mit die Hand dazu führen. Fleuch auf der Stelle! (Sie jagt ihn davon.)
AMALIA. Ah! Wir mir wohl ist – Itzt kann ich frei atmen – ich fühlte mich stark wie das Funken sprühende Ross, grimmig wie die Tigerin dem Sieg brüllenden Räuber ihrer Jungen nach – In ein Kloster, sagt er – dank dir für diese glückliche Entdeckung! – Itzt hat die betrogene Liebe ihre Freistatt gefunden – das Kloster – das Kreuz des Erlösers ist die Freistatt der betrognen Liebe. (Sie will gehn.) 

ORIGINAL ANJA & LEON:

Dritter Akt
Erste Szene
Amalia im Garten, hört mit Kopfhörern einen Song von Cro und singt mit
AMALIA: (singend, tanzend) “ Bye Bye, Bye Bye meine Liebe des Lebens
Und ja, wir beide werd’n uns nie wieder seh′n
Kann schon sein, dass man sich im Leben zweimal begegnet
Doch es beim zweiten Mal dann einfach zu spät ist “

Franz taucht plötzlich auf

FRANZ: (stöhnt genervt auf) Gott, so ne Dramaqueen. Jetzt bist du schon wieder hier. So cringe. Du sabberst irgendwelchen Toten hinterher, haust einfach ab und machst einen auf Main-Character. Und singen kannst du auch nicht.
AMALIA: Hö lol, jaja. Ich würd dir ja Recht geben, aber dann wären wir beide lost und ja, doof halt für unsre friends, dass die so allein rumhocken müssen, aber eigentlich ists mir Wurscht. Dein Dad ist nicht mal ne viertel Sekunde lang tot und du Kek machst schon einen so auf Ballermann. Also-
FRANZ: Na und, der ist halt abgekratzt. Kann man auch nix dran ändern.  Life goes on and on and on! Und jetzt so ohne Witz,  lebendiger war der vorher auch nicht. Yolo! You only live once! Iss n Snickers. (Reicht ihr ein Snickers)
AMALIA: (Sie ignoriert es) Ach, sei doch einfach leise. Wann gehstn‘ du endlich wieder?
FRANZ: (verdreht stöhnend die Augen) Mach nich so n face. Was schaust du so blöd? Ohne Witz ey, du ziehst mich so krass runter grad.
AMALIA: Ja, verdreh doch noch weiter deine Augen, vielleicht findest du dahinten ja, endlich mal n Hirn
FRANZ: Eigentlich wollte ich was sagen-
AMALIA: (lachend) Oh, ja klar. Stimmt du bist ja jetzt hier der Ober Boss. Und du  Looser meinst du hast jetzt das sagen, oder was? Blaaaaah (zeigt ihm den Vogel)
FRANZ: That’s it! Der Mäx chillt jetzt unten bei den Alten. Schau mich an! Ich bin der King! Mein Niveau, (hält die Hand ganz hoch) dein Niveau (hält die Hand ganz runter).Weißt‘, ohne Witz jetzt, du bist eigentlich immer so voll krass die liebe, sogar der Alte hat dich voll gefeiert, also wirklich krass, ohne Witz jetzt. Das bleibt bestimmt für immer in deinem Schädel.
AMALIA: No shit Sherlock.
FRANZ: (fährt sich total bescheuert durch die Haare, dreht Amalia den Rücken zu, seufzt liebestrunken und grinst schmierig) Die Liebe, weißt du, so ganz ohne Witz jetzt-
AMALIA: (flüstert, Franz nachäffend, schneidet hinter seinem Rücken Grimassen) Ganz ohne Witz…
FRANZ: (dreht sich zu ihr und macht einen Schritt in ihre Richtung) Die Liebe ist schon was ganz nices und weil mein Dad dich wie so ne Tochter ganz cool fand, sollte die Liebe jetzt echt auf deinen Nacken gehen. Ich mein, du bist doch ne Ehrenfrau?
AMALIA: Pff. Halt’s Maul! Du bist obviously emotional schwerbehindert. Man sollte dir echt n Spendenkonto errichten.
FRANZ: Ne, so ohne Witz jetzt, mein Brudi und mein Dad sind tot. Also ich würd mich anbieten. You can call me Daddy now.
AMALIA: (Starrt ihn entgeistert an) Soll ich dir mal was sagen, so ganz ohne Witz jetzt? Du bist ein Witz und zwar so ganz ohne Witz! Du (zeigt auf ihn) und ich? (zeigt auf sich, lacht und wischt sich eine künstliche Träne weg.) Du bist so lost. Erst killst du meinen Boyfriend und jetzt das?! Nur weil er dachte, dass du ein Rapper und kein Ripper wärst. Wie kann man so blöd sein und das switchen? Egal. Du bist Schuld an seinem kack Tod!
FRANZ: Das hoff ich doch! Und Jo Girl.  Als ob ich so n Simp werde und dir nen Song vorballer. Alter, wenn ich schieße, tanzt du Prinzessin.
AMALIA: (Lacht nur.)
FRANZ: Warum lachst du?
AMALIA: Na weil… (hält sich lachend den Bauch und zeigt auf ihn) Du bist so n Clown. (Holt tief Luft) „Wenn ich schieße (lacht wieder) tanzt du, (lacht noch mehr) Prinzessin.“ Tanz doch selber, (macht kurze Pause) Prinzessin.
FRANZ: (schon etwas wütender) Als ob ich für dich tanze. Ich weiß grad nicht ob ich dich behalten oder hochkant von einer Brücke schleudern soll.
AMALIA: Darf ich aussuchen? Dann bevorzuge ich die Brücke. Freiwillig! Dann bin ich mit Charlie zusammen, und du so forever alone.
FRANZ: Charlie, Charlie, Charlie. (hebt die Hände und macht nachäffende Bewegungen, während er die Stimme verstellt) blablabla. Der Idiot kackt mich so an, ey. Sobald du meine Alte bist, hast du den Looser, nein… den Oberlooser eh vergessen.
AMALIA: (verpasst ihm eine Ohrfeige) Ups! Da ist mir wohl die Hand ausgerutscht. (trieft nur so vor Sarkasmus)
FRANZ: (Lächelt böse und verschlagen. Man hört die Wut in der Stimme) Jetzt hast du das Tier in mir geweckt. (Geht paar Schritte auf sie zu)
AMALIA: (weicht sofort ein paar Schritte zurück und mustert ihn kritisch) Welches Tier? N Wurm? (geht noch mehr Schritte zurück weil Franz ihr fast hinterher läuft und immer näher kommt)
FRANZ: Du weißt gar nicht, was ich mit dir jetzt alles anstelle. (Lacht böse) Zur Queen mach ich dich nicht mehr, aber das was jetzt passiert, findet man in der Videothek nur hinterm Vorhang. Ich werd dich so vernaschen. Ja, oh mein Gott. Ich werd dir so die Ehre nehmen. I don’t care, ob du Bock hast.
AMALIA: (weicht zurück) Ich bin nicht so eine! (zückt das Pfefferspray und hält es ihm entgegen. Franz weicht zurück) Und ja,  du hast so Recht. Ich hab so null Bock auf dich! Jo, betouch einmal und ich hau dir dieses Teil so um die Ohren. Dann ist erst mal nix mehr (macht mit der freien Hand Gänsefüßchen in die Luft)  mit „hinterm Vorhang“. Mit niemandem! Du kotzt mich so an. Und jetzt verpiss dich du- (gibt nur einen wütenden Laut von sich, weil sie so sauer ist.)
FRANZ: (winkt ab) Bist eh hässlich. (Haut ab.)
AMALIA: (Holt tief Luft und legt sich erleichtert die Hand auf die Brust) So ein Looser. (lacht) Wie war das? Hochkant von einer Brücke schleudern? (schüttelt den Kopf.) So ein Looser.

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